Pressebericht Adventsingen 2010

Konzertdetails

Bekannte Melodien und Kostbarkeiten

Vocalensemble bietet in der Versöhnungskirche Konzert auf hohem künstlerischen Niveau

Rüsselsheimer Echo vom 21.12.2010

Das Vocalensemble Rüsselsheim veranstaltet seit nunmehr fast drei Jahrzehnten sein Weihnachtskonzert in der Versöhnungskirche Haßloch-Nord. Zum Markenzeichen gehören traditionell der freie Eintritt und die familiäre Konzertatmosphäre mit einem hautnahen Musikerlebnis, das sich vor allem durch das Mitsingen des Publikums bei verschiedenen Weihnachtsweisen ergibt. Dass sich am Sonntagnachmittag das Adventssingen auf ungewöhnlich hohem künstlerischem Niveau bewegte und zu einer der schönsten Veranstaltungen innerhalb dieser langjährigen Konzerttradition avancierte, liegt zum einen an dem von Chorleiter Stephan Speyer äußerst sorgsam zusammengestellten Programm, das neben vertrauten Melodien manche unbekannte kompositorische Kostbarkeiten präsentierte, und zum anderen an der Mitwirkung hervorragender Instrumentalisten: Jo Meltke (Orgel), Albrecht Schmidt (Klavier), Markus Gonther und Birgit Niederländer (Violinen), Eva Nollert (Bratsche) und Christopher Blüthgen (Cello) harmonierten glücklich mit den Chorsängern, bei denen sich sechs Tenöre und sechs Bässe mühelos gegenüber den 32 Damen der Sopran- und Altsektion behaupten.

Was die Homogenität dieser Stimmgruppen, die glasklare Intonation, die deutliche Textdeklamation und die klangliche Abrundung und Transparenz betrifft, erscheint das Vocalensemble Rüsselsheim derzeit in der Stadt und im Umfeld konkurrenzlos und für größere Aufgaben, etwa die Aufführung eines oratorischen Werkes, prädestiniert. Festlich begann das Adventssingen mit „Herbei, o ihr Gläubigen“, der deutschsprachigen Fassung des bekannten Weihnachtsliedes „Adeste fidelis“. Und als die Choristen nach einer Stunde die kontrapunktischen Verästelungen in der großartigen Fuge „Sicut locutus est2 aus Johann Sebastian Bachs „Magnificat“ federnd durchwandert hatten, lagen die Höhepunkte des Konzertprogramms hinter ihnen.

Hierzu gehörte an vorderster Stelle der klangprächtige Chorsatz „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehn“ aus Felix Mendelssohn-Bartholdys unvollendet gebliebenem Oratorium „Christus“. Als sich die wogende Streicher- und Klavierbegleitung beim Einsatz des Chorals „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ zurückzog und den jubelnden Stimmen den Vorrang ließ, schien im Kirchenraum ein zusätzliches Licht zu erstrahlen.

Weiterhin gerieten die aus England stammenden Titel zum Besten der Konzertstunde: Edward Elgars „Ave verum“ steht, was die gefühlvolle Ausdeutung des Textes angeht, der bekannten mozartschen Fassung in nichts nach, Edgar Pettmans „I saw a Maiden“ gab Stephan Speyer Gelegenheit, seine Chorsänger zu einem bis in feinste Details differenzierten A-Capella-Gesang zu animieren, und drei Stücke des 1945 geborenen Chorspezialisten John Rutter, von virtuosen Klaviergirlanden und cremigem Streichersound überzuckert, dufteten verführerisch nach Weihnachtsplätzchen.

Stephan Speyer führte dirigentisch mit sicherer Hand und viel Gespür für feingliedrige kompositorische Valeurs durch das Programm und versorgte die Zuhörer mit Gemeindeliedern, die sich mit Titeln wie „Ich steh an deiner Krippen hier“ oder „Mit Ernst, o Menschenkinder“ wohltuend von der ansonsten üblichen adventlichen und weihnachtlichen Alltagskost abhoben.

Die Vorsitzende des Vocalensembles, Martina Kutschinski, war erfreut, dass trotz des Winterwetters mit anhaltendem Schneefall die Versöhnungskirche gut besetzt war. Nach zwei Mendelssohn-Zugaben bedankten sich die begeisterten Besucher in bei allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Schlussapplaus.

 

An Tradition angeknüpft

Main-Spitze vom 21.12.2010

Trotz der schneelastigen Straßen fanden sich zum vierten Adventsabend rund 350 Zuhörer in der Versöhnungskirche in Haßloch-Nord ein. Grund dafür war das Adventssingen des Rüsselsheimer „Vocalensembles“, das nach einer einjährigen Pause wieder an seine alte Tradition anknüpfte.

Musikalische Unterstützung erhielt der Chor hierbei von Jo Meltke an der Orgel, Albrecht Schmidt am Klavier und einem aus Musikern des Rüsselsheimer „Salonorchesters Primavista“ zusammengestellten Streichquartett.

Die Programmauswahl führte das Publikum durch die Epochen der Barock-Zeit, der Klassik, der Romantik, um schließlich den Bogen in die Moderne zu spannen.

Die schon immer vorhandene Zuneigung zur englischen Chormusik zeigte sich bereits zu Anfang mit dem Arrangement von David Willcocks „Herbei, oh ihr Gläub´gen“, das eine sehr melodische und stimmige Eröffnung des Abends bot.

Weitere Beispiele englischen Chorgesangs boten die gleich drei Mal im Programm vertretenen Christmas Carols „Angel’s Carol“, „Shepherd’s Pipe Carol“ und „Christmas Lullaby“ von John Rutter, deren fröhliche und beinahe kindlich anmutende Leichtigkeit gekonnt von den Sängern umgesetzt wurde.

Einen Kontrapunkt dazu markierte die aus der romantischen Zeit stammende Komposition „Es wird ein Stern aus Jakob aufgeh‘n“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, deren Stimmung zwischen Optimismus und dramatischer Bedrohlichkeit changierte.

Abgerundet wurde das Repertoire durch Werke barocker Komponisten wie „Sicut locutus est“ von Johann Sebastian Bach sowie Georg Friedrich Händels berühmtes „Tochter Zion freue dich“, zu dem das Auditorium begeistert mitsang.

Unter der gekonnten Anleitung von Chorleiter Stefan Speyer stimmten zum Ende Ensemble und Publikum den Weihnachtsklassiker „O du fröhliche“ an, was dem Konzert einen andächtigen und stimmungsvollen Abschluss bescherte.