Pressebericht Auf Shakespeares Spuren 2011

Konzertdetails

Shakespeare als Liedtexter

Vocalensemble interpretiert musikalische Bearbeitungen der Dichterverse in englischer Sprache – Kompositionen von Zeitgenossen und aus der Gegenwart

Rüsselsheimer Echo vom 04.04.2011

Eine außergewöhnliche Leistung zu einem außergewöhnlichen Thema bot das Rüsselsheimer Vocalensemble in seinem Konzert am Sonntag in der voll besetzten Aula des Kant-Gymnasiums. Die Werke von William Shakespeare (1564-1616) wurden über die Jahrhunderte von verschiedenen Komponisten musikalisch bearbeitet und nun vom sechzigköpfigen gemischten Chor unter der Leitung von Stefan Speyer vorgetragen.

Schon Shakespeares Zeitgenossen William Byrd (1543-1623) und Thomas Morley (1557-1603) hatten einige Sonette vertont, von denen der Chor „O Mistress mine“ und „It was a lover and his lass“ sang, aber auch der „Willow song“ gehört in diese Zeit. Erst Mendelssohn hatte mit dem „Sommernachtstraum“ zur Wiederentdeckung Shakespeares beigetragen, erklärte Bernd Hunger. Der ehemalige Englischlehrer des Kant-Gymnasiums führte nicht nur durch das Programm mit dem Titel „Wie es euch gefällt“, sondern rezitierte viele der durchweg englischen Texte mit ihren oft mittelenglischen Worten und Redewendungen.

Den Zuhörern lag aber ein ausführliches Programm der englischsprachigen Texte mit deutscher Übersetzung vor. Die deutliche und korrekte Aussprache des Chors mit seiner klaren Artikulation der durchweg jungen Stimmen trug zum mühelosen Verstehen der Liedvorträge wesentlich bei. Das zeigte sich besonders bei den A-cappella-Stücken, von denen zwei vom reinen Frauenchor vorgetragen wurden, eben aus jenem „Sommernachtstraum“ zwei Sätze.

Mehrere Stücke vertonte George Shearing (1919-2011) in jüngerer Zeit, doch auch Zeitgenossen wie John Rutter (1945 geboren), Stefan Kalmer (1955) und Cary Ratcliff (1961 ) befassten sich musikalisch mit Shakespeares Werk, das durch den Gesang des Vocalensembles lebendig wurde und einen Eindruck über die unterschiedlichen Interpretationen in den verschiedenen Jahrhunderten gab.

Fast romantisch mutete der Titel „Who is Silvia?“ von Shearing an, während Morleys „It was a lover and his lass“ an ein Oratorium erinnerte und das „I will wind thee in my arms“ von Ratcliff schon fast hymnisch klang und doch tänzerisch-schwingend daherkam.

Auch Chorleiter Stefan Speyer reihte sich in den Reigen der musikalischen Bearbeiter ein und legte das schon genannte Werk von William Byrd zugrunde. Sein intensives Dirigat mit deutlichen Einsätzen leitete den Chor souverän durch das anspruchsvolle Konzert, und Barbara Schweikard-Sepehr begleitete am Klavier unauffällig und doch sehr fundiert die Werke. Die 200 begeisterten Besucher aller Altersgruppen forderten zwei Zugaben, denen der Chor mit dem in Deutsch gesungenen Satz von Franz Schubert „An Silvia“ nachkam, den Stefan Speyer für den Chor arrangiert hatte. Den Konzerttitel „Wie es euch gefällt“ erfüllte das Vocalensemble voll und ganz.

Zum Vergnügen des Publikums

IKS-MATINEE „Vocalensemble Rüsselsheim“ mit einem Reigen inspirierter Shakespeare-Vertonungen

Main-Spitze vom 05.04.2011

Shakespeares Texte, ob Kömodien oder Tragödien, haben seit Jahrhunderten Künstler inspiriert und waren häufig Ursprung für wunderbare Werke der Musik. Im jüngsten Konzert des Rüsselsheimer „Vocalensembles“ in der festlich geschmückten Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKS) waren seine englischen Texte und ihre Vertonungen von Thomas Morley bis John Rutter Thema für eine gelungene Matinee.

Der 45-köpfige Chor zeigte sich gut aufgelegt und präsentierte sich in bester Singstimmung. Alle Lieder erklangen in englischer Sprache, so dass das Publikum mit dankbarem Interesse den Ausführungen von Bernd Hunger lauschen konnte. Der ehemalige Englischlehrer der IKS hatte sich freundlicher Weise bereit erklärt, mit Erläuterungen über Shakespeare und seine Zeit zum besseren Verständnis beizutragen. Beispielsweise waren seinerzeitige Aufführungen der Shakespearschen Dramen nach damaliger Praxis von vielen bekannten Melodien durchzogen, die jeweils aktuellen Themen angepasst wurden und dem Publikum mit viel Humor gewürzt eine Art Verschnaufpause gönnten. Hierzu eignete sich der Blankvers hervorragend, da er frei von jeglichen Reimzwängen ist, aber dankbar für variable Gestaltung im Vortrag. Zusätzlich trug Hunger viele der Texte in bestem Englisch vor.

Zu Beginn stand eine Vertonung des Jazzchorleiters, Stefan Kalmer, auf dem Programm, der mit amerikanisch jazzig anmutender Exotik Shakespeares „Music with her silver sound“ aus „Romeo und Julia“ vertont hatte. Besonders wirkten George Shearings (1919 bis 2011) Kompositionen. In „When daffodils begin to peer“ oder auch „Who is Sylvia?“, in denen der Chor unter Stefan Speyer recht flott und klangvoll agieren konnte. Gut verständlich gelang es den Ausführenden, den Spaß und Witz, aber auch die melancholische Stimmung der Gedichte widerzuspiegeln. Eine gute dynamische Gestaltung und viel Verve konnten Intaonationspatzer vor allem im Sopran wieder wettmachen. So gelang „Hey, ho, the wind and the rain“ mit dem korrespondierenden Männerchor sehr ansprechend, ebenso das Lied „Blow blow, thou winter wind“ von John Rutter (geboren 1945), das sich zu recht in der Zugabe wiederfand. Zu schwerfällig geriet dagegen das spritzige, sehr bekannte Madrigal „It was a lover and his lass“ Thomas Morleys, dem neben William Byrd damals berühmtesten Komponisten Englands.

Begleitet wurde das Konzert von der Binger Pianistin Barbara Schweikard-Sepehr, die am Flügel einen großen Anteil am Gelingen der Matinee hatte. Chorleiter Stefan Speyer bedankte sich mit zwei Zugaben bei dem shakespearisch inspirierten und fröhlich applaudierenden Publikum.