Pressebericht Weihnachtskonzert 2018

Konzertdetails

Chor glänzt mit zwei anspruchsvollen oratorischen Werken, die in die Weihnachtszeit passen

Rüsselsheimer Echo vom 18.12.2018

Kein Advent-Mitsing-Konzert, wie so oft in den zurückliegenden Jahren, hatte das Vocalensemble vorbereitet. Kein abgesungenes, pflichtbewusstes „O du fröhliche“, sondern die große Kür mit zwei anspruchsvollen, in die Weihnachtszeit passenden oratorischen Werken: Antonio Vivaldis „Gloria“ und dem „Oratorio de Noel“ von Camille Saint-Saens.

Der Erfolg des Konzertes – eines der besten des ambitionierten Rüsselsheimer Chores – gab den mehr als fünfzig Sängerinnen und Sängern und ihrem langjährigen Leiter Stefan Speyer recht: Der Schlussapplaus wollte kein Ende nehmen und dauerte noch an, als die Choristen beim Ausmarsch waren und die Orchestermusiker bereits ihre Instrumente einpackten.

Ein siebenköpfiges Streicherensemble, angeführt vom Primarius Paul Hartwein, war zuständig für eine wohldosierte und wohlklingende Begleitung. Bei Vivaldi sorgten zudem zwei Trompeten (Michael Hummel, Harald Zerbe) für festlichen Glanz, und bei Saint-Saens gab es wunderschöne Soli von Harfe (Esther Groß) und Orgel (Andreas Karthäuser).

In dem romantisch-schwärmerischen Weihnachtsoratorium bewährten sich Anne Hellmann und Kathrin Gehrling (Sopran), Larissa Botos (Alt), Rolf Ejhlers (Tenor) und Sebastian Kunz (Bariton) mit durchweg ausdrucksvoller Gestaltung, wobei die Solisten vor allem in den verinnerlichten, intimen Teilen glänzten. Saint-Saens’ zuckriges Werk, einer in glitzerndes Weihnachtspapier verpackten Bonbonniere gleichend, bietet dazu vielfältige Gelegenheit.

Dem Chor kommt hier bis auf einige gewichtige Auftritte und beim schönen Schluss-Chor eine eher nebengeordnete Rolle zu. Saint-Saens führt freilich die Sopransektion bisweilen in extreme Höhenbereiche, die von Laienchören nur mit Mühe zu bewältigen sind, wie es sich bei der Höhepunktsstelle „Quare fremuerunt in gentes“ zeigte.

Tadelsfrei und stets abgerundet ist indes der Chorklang, der bei faszinierender Homogenität auch die Männerstimmen, obwohl schwächer besetzt als Sopran und Alt, ungetrübt in Szene setzt.

Zu Beginn des „Oratorio de Noel“ weist die Orgel (an der Truhenorgel: Andreas Karthäuser) den Weg zur wiegenden Hirtenmusik. Danach sind die Gesangssolisten kompetente Verkünder der in lateinischer Sprache gesungenen Weihnachtsbotschaft.

Saint-Saens wickelt dabei die Weihnachtsgeschichte in reizvolle Klangpakete: Wie zarte Schneeflocken rieseln die duftigen Streicher-Pizzikati, bewundernswert exakt dank Stefan Speyers präzisem Dirigat; das Rauschen der Harfe und die Akkordketten der Orgel vereinen sich zu wunderbar strömendem Klangfluss („Tecum Principium“).

Stärker gewichtet sind die chori schen Aufgaben bei Vivaldis „Gloria“. Stefan Speyer legt ein forsches Tempo vor, so dass die Trompeten tüchtig zu tun haben. Seinen Sängerinnen und Sängern hat der Chorleiter jegliche forcierende Aufdringlichkeit ausgetrieben: Er versteht es, den Chorklang auch im Piano rund und tragfähig auszuformen.

In den kontrapunktischen Passagen („Gratias“, Schlussfuge) zeigt das sauber intonierende Vocalensemble Fugen-Beweglichkeit und Transparenz. Kleinere musikalische Preziosen ergänzten das Programm: Trompetenglanz bei „Sound the trumpet“ von Henry Purcell, ein duftiges Harfen-Solo („Air à danser“ von Marcel Tournier) als feingliedriges Intermezzo und ein sanft-verhaltenes Chor- Finale mit Felix Mendelssohn- Bartholdys „Verleih uns Frieden“, in einem Arrangement von Stefan Speyer für Chor, Streicher und Orgel in warme, dunkle Farben gehüllt und für einen stillen, besinnlichen Konzert-Ausklang sorgend.