Pressebericht Adventsingen 2012

Konzertdetails

Musik leuchtet in Farben

Vocalensemble bewältigt in der Bonhoeffer Gemeinde sperrige Chorliteratur mit Bravour

Rüsselsheimer Echo vom 18.12.2012

Die Konzerte des Vocalensembles am dritten Adventssonntag in der Kirche Haßloch-Nord (früher Versöhnungskirche) haben eine lange Tradition: „Wir fühlen uns hier zu Hause“, sagte die Vorsitzende Martina Kutschinski zu Beginn. Auch an den Gepflogenheiten im Programmablauf hat sich seit den achtziger Jahren nichts geändert: Die Besucher werden beim Mitsingen bekannter Weihnachtslieder in das musikalische Geschehen einbezogen.

Und als am Ende des diesjährigen Adventssingens Chorleiter Stefan Speyer verkündete: „Unsere Konzerte hören immer auf die gleiche Art auf“, erklangt stimmgewaltig in der dicht besetzten Kirche „O du fröhliche“ – ein Konzert-Ritus, der in diesem Jahr besonders strahlend tönte durch die Mitwirkung des Blechbläserensembles „quattrofon“ und des Organisten Jo Meltke. Meltke ist nicht nur ein zuverlässiger Begleiter bei den Chorstücken, sondern darüber hinaus ein inspirierter Musiker, der beim Gemeindegesang die Orgelpfeifen zum Jubeln bringt und seinen Part mit mutigen, erfrischenden Harmonien würzt.

Die annähernd 50 Choristen des Rüsselsheimer Vocalensembles absolvieren ein äußerst ambitioniertes Programm, das ein musikhistorisches und stilistisches Spektrum von 500 Jahren abdeckt. Mit Chorwerken von Andreas Hammerschmidt und Giovanni Gabrieli, doppelchörig im klanglichen Tableau, kunstvoll kanonisch verschränkt und belebt im konzertierenden Dialog von Chor und Blechbläsern, gab die mit fließenden Übergängen gestaltete Musik einen Eindruck davon, wie es in der Markuskirche in Venedig um 1600 geklungen haben mag.

Gisela Römer, Ingrid Hummel und Andreas Beckhaus, Gesangssolisten aus den eigenen Reihen, bewährten sich dabei mit klarer Stimmführung und ausdrucksvoller Gestaltung. Auch im A-Capella-Gesang bewältigte der Chor mit stimmlicher Ausgeglichenheit schwierige Aufgaben wie in S. Rossis „Rorate caeli desuper“, die ebenfalls um 1600 entstanden ist, zu beobachten war. Gefälliger und volkstümlicher, von Orgelpassagen umspielt, folgte „Good King Wencenslas“ aus den „Piae Cantiones“ (1582). Gestützt vom Bläserklang, entwickelte sich bei „See amid the winter’s snow“ von John Goss (19. Jahrhundert) ein von mühelosen Sopranstimmen getragener Chorklang.

Den Sprung ins 20. Jahrhundert genossen die stets motivierten Choristen mit Mark Hills „God with us“: Dieses bärenstarke Stück mit seinen flotten Rhythmen und Harmoniewechseln kommt dem Vocalensemble besonders entgegen. Stefan Speyer tauschte dabei den Platz am Dirigentenpult mit dem Klavierhocker und konnte sich auf seine Sängerinnen und Sänger sowie auf die fetzigen Blechbläser-Einwürfe verlassen.

Richard Lloyds „Jesu, the very thought of thee“ setzte den stillen Kontrast zu solch ausgelassener Musizierfreude. Mit „A babe is born“ von William Mathias war der musikalisch schwerste Brocken des Konzerts erreicht: Da kann man nur staunen über die Bravour, mit der die Klippen dieser modernen, von sperriger Intervallik strotzender Komposition gemeistert wurden und wie Jo Meltke mit den instrumentalen Fußangeln der Orgelbegleitung zurechtkommt.

Nach einer solchen Parforcejagd wurden die nochmalige Rückwendung in frühe Vokalpolyphonie („Noel“ von Eustache du Caurroy) und das strahlende Finale aus Saint-Saens’ Weihnachtsoratorium zu locker-leichten Selbstläufern. Mit eigenen Beiträgen bereicherten Björn Colditz und Andreas Sauerteig (Trompeten) sowie Simon Gößling und Claire Nicolay (Posaunen) als „Ensemble quattrofon“ das Programm: Gabrielis „Canzon à 4“ und – nicht ganz so plastisch phrasiert – zwei Stücke aus Händels „Feuerwerksmusik“. Insgesamt: Ein Konzert mit einem Dirigenten, der stets Sicherheit ausstrahlt, einem Chor, der seine hochgesteckten künstlerischen Aufgaben mit Perfektion bewältigt, mit Instrumentalisten, die leuchtende Farben ins weihnachtliche Musizieren bringen, und einem Publikum, das nicht nur staunen, sondern auch singen darf.

Rüsselsheimer Vocalensemble zu Gast in der Bonhoeffer-Gemeinde

Main-Spitze vom 18.12.2012

Musik aus mehreren Jahrhunderten mit einer bunten Vielfalt verschiedenster Stile bekamen die Zuhörer am Sonntagnachmittag in der Evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde zu hören. Das Vocalensemble Rüsselsheim begeisterte die ungefähr 300 Zuhörer passend zum dritten Advent mit Advents- und Weihnachtsstücken in den Sprachen Deutsch, Französisch, Latein und Englisch. Dabei waren Lieder vom 16. bis ins 20. Jahrhundert aus der Spätrenaissance, dem Barock oder französische Musik dabei. Überwogen haben aber englische traditionelle oder moderne Stücke. „Wir haben ein Faible für britische Musik“, erklärte Chorleiter Stefan Speyer.

Die Besucher des Konzertes waren aber nicht nur zum Zuhören eingeladen, sondern auch zum kräftigen Mitsingen. Bei einigen sehr bekannten Weihnachtsstücken wechselten sich in den Strophen der Chor und das Publikum ab. Bei dem französischen Stück „Engel haben Himmelslieder“ sang das Ensemble die Strophe in französisch, bevor die Übersetzung von allen zusammen angestimmt wurde.

Für die musikalische Begleitung sorgten das Blechbläser-Ensemble „quattrofon“, in dem zwei Posaunen und zwei Trompeten vertreten waren, sowie Jo Meltke an der Orgel.

Zwei Zugaben und stehender Beifall am Ende zeigten die Begeisterung des Publikums. „Unsere Konzerte enden immer gleich“, freut sich Stefan Speyer. Die Zusammenarbeit zwischen der Bonhoeffer-Gemeinde und dem in Rüsselsheim ansässigen Vocalensemble besteht schon seit langer Zeit und trägt ihre Früchte in dem regelmäßig stattfindenden Adventssingen. „Ab und zu müssen wir ein Adventskonzert ausfallen lassen, weil andere Konzerte dazwischen kommen. Aber wir haben bisher noch nie länger als zwei Jahre pausiert“, erklärte der Chorleiter.

Das Programm für solch ein Konzert, das Stefan Speyer auch selbst zusammenstellt, studiert der rund 50 Sängerinnen und Sänger umfassende Chor ein halbes Jahr lang ein. Im neuen Jahr wird nun auch mit einem neuen Programm gestartet. Wahrscheinlich für das Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen des Ensembles, das im Herbst nächstes Jahr stattfinden soll.